Radiohörerin

Der Hörfunk, umgangssprachlich als „Radio“ bezeichnet, war das erste elektronische Massenmedium (regelmäßiger Programmbetrieb seit 1923).

Wie bereits erwähnt, gab es in meiner Familie weder einen Fernseher noch kostspielige, elektrische oder elektronische Aufnahmegeräte. Nicht etwa, weil meine Eltern diese Dinge grundlegend ablehnten, sondern es war in kleinbürgerlichen Familien der 1960er Jahre nicht üblich (weder erhältlich noch erschwinglich) derartige Apparate im Haus zu haben. So war das Radio mein „auditiver Begleiter“ früher Kindheitstage.

Ein absolutes Highlight war für mich das allabendliche „Traummännlein“, das ich, auf einem Sessel stehend mit dem Ohr an der textilen Bespannung des Radiogerätes, aufmerksam verfolgte. Unser Radio, ein Kapsch-Herold, Baujahr 1959 stand auf einem realtiv hohen Kasten in der Küche.

Die Kennmelodie (das Wiegenlied von Brahms: „Guten Abend, gut Nacht.“) hat sich mir tief eingeprägt, und noch heute ruft dieses musikalische Gustostück  Kindheitserinnerungen an eine sehr harmlose und liebliche Medienwelt in mir wach. Gespannt verfolgte ich jeden Abend um 19:00 Uhr die ca. fünfminütige Erzählung, in der es um Teddys, Haustiere, Zauberer und andere Figuren einer heilen Kinderwelt ging. Danach musste ich ins Bett, und das ohne Widerrede.


Der ORF (Österreichischer Rundfunk Fernsehen) bietet noch heute (40 Jahre danach) in seinem Shop eine CD mit einer Sammlung von Gute-Nacht-Geschichten unter dem Titel „Das Traummännlein kommt“, an. Die Menschen (Kinder) scheinen sich nicht grundlegend verändert zu haben, sondern „nur“ die Medienwelt, die sie umgibt.

http://shop.orf.at/oe1/shop.tmpl?art=463

10 Kommentare zu “Radiohörerin

  1. Liebe Siela
    Das Radio war in unserer Familie lange Zeit Fenster zur übrigen Welt, Traummännlein war eine beliebte Sendung. Die Melodie und die Stimme war einem so vertraut und ein Ritual es zu hören. Wetter, Nachrichten und das Wunschkonzert am Samstag waren die Schwerpunkte beim Radio losn.
    Schöne Grüße.

  2. Liebe Leiwal!

    Super, wie schnell du dich in der Welt der virtuellen Kommunikation anhand eines passenden Pseudonyms zurecht gefunden hast. Bei mir ist es inzwischen so, dass ich angesichts der Zahl meiner „neuen Namen“ überlegen muss, mit welchen Abkürzungen und Phantasiebezeichnungen ich mich jeweils vorstellen soll (aber denk dir nichts, für dich bin und bleibe ich „Lilly“). 🙂

    Schön finde ich, dass wir (zwei) früher (und auch heute noch) „Radio losn“ und nicht hören, denn „losn“, beschreibt viel intensiver und gefühlvoller das, was eine begeisterter Radiohörerin empfindet, wenn sie auf UKW z.B. ihre Lieblingsmusik genießt.

    Danke für deinen Kommentar und liebe Grüße, Siela

  3. Hallo Siela1!
    So – beim dritten Versuch hab ich`s jetzt hoffentlich begriffen, wie dein Bloggname richtig geschrieben wird. Man lernt ja bekanntlich sein Leben lang dazu – oder?
    So ein altes Radio haben wir heute noch – eine Attraktion in unserer Küche mit Kreuzgewölbe. An das Traummännlein kann ich mich auch noch gut erinnern. Was mich damals wie heute zur Raserei bringt ist die sogenannte „Erbschleichersendung“!!! Am schlimmsten war „Heinte“ mit dem Mama-Song. Da dreht sich heute noch bei mir der Magen um!!!

    Liebe Grüße HelPi

    • Der Musikgeschmack ändert sich (bei vielen Menschen, und so auch bei mir) zeitlebens tatsächlich sehr stark. Es ist für mich heute unverständlich, warum mir damals manche Dinge so gut gefallen haben. Das Traummännlein ausgenommen, denn da war ich wirklich ein kleines Kind. Inzwischen gefällt mir härtere Musik (siehe Kategorie: Meine Schallplatten …). Vermutlich werde ich da von meinen Söhnen beeinflusst (New Urban Metal und Pagant Metal).

      Vielen Dank für deine Kommentare und alles Gute, Sieglinde

  4. Liebe Sila. Ich kenne das Traummännlein schon von 1963. Damals habe ich die schönen Geschichten auf der Mittelwelle empfangen. Schade daß es heute die Gutenacht Geschichten nicht mehr giebt. Es grüßt Gerd

    • Hallo Gerd!
      Danke für den Kommentar.
      Es ist immer wieder schön von Zeitgenossen zu hören (zu lesen), die ähnliche mediale Erinnerungen haben wie man selbst.
      Beste Grüße, Siela

  5. Hallo Siela. Ich habe mich sehr über Ihre Antwort gefreut. Ich habe eine CD von Radio Wien. Auf der werden die schönsten Geschichten von Peter Gruber vorgelesen. Die ersten Sendungen in den 60ern habe ich auf einem alten Blaupunkt Röhrenradio empfangen. Viele Grüße Gerd.

  6. Hallo Sila. Ich wollte Sie jetzt noch fragen, ob Sie sich noch an den Inhalt der Geschichten des Traummännleins erinnern können. Ich meine jetzt aus den 60ern Jahren. Giebt es Bücher zum Nachlesen, der Gute Nacht Geschichten, die auf der CD. nicht zu höhren sind? Viele Grüße Gerd

    • An die Originalinhalte kann ich mich leider nicht mehr erinnern, nur daran, dass ich die kleinen Geschichten sehr gerne mochte. Ich war damals eben wirklich noch zu klein, um mir das alles zu merken. Die von mir erwähnten Geschichten, die der ORF heute noch in Form einer CD auflegt (siehe link im Posting), sind auch sehr hübsch, ich weiß aber nicht, ob sie mit den Geschichten von damals eine Ähnlichkeit haben. Da müsste man nachfragen.

      LG, Siela

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